VERKEHRSPOLITIK
Wer sich in Deutschland und Europa auf den Weg über weite Strecken macht, muss Kompromisse eingehen: schnell, günstig, klimafreundlich oder bequem. Jedes Verkehrsmittel hat seine Stärken und Schwächen; eine Möglichkeit zu prüfen, wie groß die Unterschiede tatsächlich sind, haben Urlauber in der Praxis selten.
Der ACV und seine Partner im Verbund des EAC (European Automobile Clubs) sind nun zu einen Vergleich angetreten. Vier Teams haben sich bei dem Projekt „Europa Challenge“ mit den vier gängigen Verkehrsmitteln für die Urlaubsreise auf den Weg gemacht; über fast 1.200 Kilometer, aus der Mitte Deutschlands bis an die kroatische Adriaküste, von Frankfurt bis in die Urlaubsstadt Zadar. Sie wollten wissen: Welches Verkehrsmittel hat in welchen Aspekten die Nase vorn?
„Es ist etwas anderes, verschiedene Mobilitätsformen in der Praxis zu testen, als nur theoretisch zu diskutieren“, weiß ACV Geschäftsführer und EAC Präsident Holger Küster. Zwar sei klimafreundliche Mobilität in aller Munde, jedoch könnten nur wenige Akteure echte Erfahrungswerte aus der Praxis vorweisen. Der Anspruch des Projekts: die Reisebedingungen selbst zu erleben, Schwachstellen zu erkennen, Zweifel und Vorurteile zu hinterfragen. „Daraus entstehen nicht nur Empfehlungen für Reisende und Mitglieder des EAC, sondern auch Forderungen an die Politik“, so Küster.
Verkehrsmittel im Realitätscheck: Die Europa Challenge von ACV und weiteren im EAC organisierten Clubs im Video
Als ein seit Jahrzehnten bewährter Standard spulte der Benziner, ein Hyundai Kona, mit einem Team des österreichischen Automobilclubs ARBÖ am Steuer stoisch seine Kilometer ab. Spannender war es für den ACV und den ARCD an Bord des E-Autos, eines Kia EV3. Würde das Laden problemlos klappen – auch im Ausland? Und welchen zeitlichen Nachteil würde das E-Auto am Ende im Vergleich zum Verbrenner haben?
„Wir haben das Bordsystem des Autos die Ladestopps planen lassen“, erläutert ACV Pressesprecher Philipp Mathey. „Das ist sinnvoll, weil so auch die Batterie vorkonditioniert wird und schneller lädt.“ Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien – mindestens einmal pro Land stoppte Team E-Auto zum Laden. „Wir haben sowohl unsere Ladekarten vom ACV und ARCD als auch das Ad-hoc-Laden per Kreditkarte ausprobiert – alles hat reibungslos funktioniert“, so Mathey.
Gerade auf Urlaubsreisen, fern der gewohnten Ladeinfrastruktur, wird Preistransparenz zum entscheidenden Faktor. „Beim Tanken sieht man den Preis sofort, jedoch beim Laden, insbesondere beim Ad-hoc-Laden, sind die Kosten nicht auf einen Blick erkennbar“, kritisiert Holger Küster. Das schrecke Autofahrer ebenso ab, wie die Erfordernis verschiedener Ladekarten. „Damit E-Mobilität alltagstauglich wird, muss sich das Ladeerlebnis dem des Tankens angleichen“, so Küster.
„Im Praxistest hat die Bahnfahrt grundsätzlich funktioniert, doch es bleibt ein deutliches Aber“, resümiert EAC Präsident und ACV Geschäftsführer Küster. Unter anderem das Thema Sicherheit sieht er kritisch: sowohl in puncto persönliche Sicherheit als auch bei der Planbarkeit. „Für Familien ist eine über Landesgrenzen führende Urlaubsreise per Bahn mit all ihren Unwägbarkeiten kaum alltagstauglich, eher ein Abenteuer als eine verlässliche Mobilitätsalternative.“ Die länderübergreifende Ticketbuchung erweise sich zudem als umständlich, transparente Preisangaben seien oft nicht gegeben.
Auf der etwa 12 Stunden langen Fahrt nach Zagreb habe sie viele interessante Gespräche mit Mitreisenden geführt, berichtet Finsterwalder: „Für viele junge Leute sind der geringe CO2-Ausstoß und der günstige Preis bei früher Buchung ausschlaggebende Argumente.“ Geringere Flexibilität nähmen sie dafür eher in Kauf als Familien mit kleinen Kindern oder ältere Personen. Der berechnete CO2-Ausstoß lag immerhin nur bei 28 Kilogramm. Nach insgesamt 23,5 Stunden Fahrzeit, inklusive eines Transfers von Zagreb nach Zadar per Flixbus („sehr sauber, sehr komfortabel“), war Finsterwalder sogar als Zweite am Ziel.
Wichtig ist, die jeweiligen Vor- und Nachteile zu kennen, denn nicht alle Reisenden stellen die gleichen Ansprüche.
Holger Küster
ACV Geschäftsführer und EAC Präsident
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