TITELSTORY

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Millionen Autofahrer strömen jedes Jahr zur Urlaubszeit auf die Autobahnen, mit Taschen im Kofferraum und Erwartungen im Gepäck. Die schnellste aller Schnellstraßen ist mehr als nur Asphalt und Beton, sie ist Versprechen, Politikum und ein kulturelles (deutsches) Phänomen.

Ob jung oder alt, mit Hund, Kind oder zu zweit, im nagelneuen Opel oder im betagten Mercedes – das Ideal einer Reise mit dem eigenen Auto fängt fast immer so an: Einsteigen, losfahren und der Urlaub beginnt.

Es darf als Besonderheit der Autoreise gelten, dass sich das Urlaubsgefühl spätestens einstellt, sobald der Wagen vollgepackt auf die Autobahn rollt. Fliegen ist aufregend, Bahnfahren bequem, aber mitunter nervenaufreibend; in beiden Fällen sind jedoch aus dem Alltag heraus wortwörtlich und gedanklich noch viele Schritte zu gehen, bis wirklich „Urlaub“ ist. Sitzt man jedoch erst einmal im Auto, belegte Brötchen, Äpfel, Gummibärchen griffbereit und die Autobahnauffahrt in Sicht, ist es fast egal: Tirol, Timmendorf oder Traben-Trarbach – ein Netz von mehr als 13.000 Kilometern Autobahn sorgt dafür, dass jeder Ort nur eine Fahrt entfernt erscheint.

Wenn man darüber nachdenkt, ist das eigentlich eine erstaunliche Sache. Denn die meisten von uns verbringen ja schon im Alltag ständig Zeit im Auto. Auf dem Weg zu Arbeit, Schule oder Freunden, zu Vereinen oder Verabredungen. Rund 12.000 Kilometer wird der Durchschnitts-Pkw pro Jahr gefahren. Und doch stellt sich ein wohliges Gefühl ein, wenn unser Auto gemeinsam mit vielen anderen bis unter das Dach vollgepackten Wagen in aller Herrgottsfrühe dem grauen Band durch Deutschland folgt. (Tipps für die Urlaubsfahrt siehe hier.)

Ob jung oder alt, mit Hund, Kind oder zu zweit, im nagelneuen Opel oder im betagten Mercedes – das Ideal einer Reise mit dem eigenen Auto fängt fast immer so an: Einsteigen, losfahren und der Urlaub beginnt.

Es darf als Besonderheit der Autoreise gelten, dass sich das Urlaubsgefühl spätestens einstellt, sobald der Wagen vollgepackt auf die Autobahn rollt. Fliegen ist aufregend, Bahnfahren bequem, aber mitunter nervenaufreibend; in beiden Fällen sind jedoch aus dem Alltag heraus wortwörtlich und gedanklich noch viele Schritte zu gehen, bis wirklich „Urlaub“ ist. Sitzt man jedoch erst einmal im Auto, belegte Brötchen, Äpfel, Gummibärchen griffbereit und die Autobahnauffahrt in Sicht, ist es fast egal: Tirol, Timmendorf oder Traben-Trarbach – ein Netz von mehr als 13.000 Kilometern Autobahn sorgt dafür, dass jeder Ort nur eine Fahrt entfernt erscheint.

Wenn man darüber nachdenkt, ist das eigentlich eine erstaunliche Sache. Denn die meisten von uns verbringen ja schon im Alltag ständig Zeit im Auto. Auf dem Weg zu Arbeit, Schule oder Freunden, zu Vereinen oder Verabredungen. Rund 12.000 Kilometer wird der Durchschnitts-Pkw pro Jahr gefahren. Und doch stellt sich ein wohliges Gefühl ein, wenn unser Auto gemeinsam mit vielen anderen bis unter das Dach vollgepackten Wagen in aller Herrgottsfrühe dem grauen Band durch Deutschland folgt. (Tipps für die Urlaubsfahrt siehe hier.)

FRIKADELLEN UND KENNZEICHENRATEN
Obwohl das Mobilitätsversprechen an der nächsten Baustelle womöglich gleich wieder ausgebremst wird, war das Auto viele Jahrzehnte das liebste Reiseverkehrsmittel der Deutschen. Es kann wohl jeder die eine oder andere Geschichte von früher zum Besten geben. Der vollgepackte VW Golf, der kaum die Kasseler Berge hochkam, Kennzeichenraten gegen Langeweile, klebrige Kunstledersitze im Stau und auf dem Rastplatz Frikadellen aus der Tupperdose und lauwarmer Thermoskannen-Kaffee. Und alle paar Kilometer die Frage vom Rücksitz: Wann sind wir endlich da?

So fahren die Deutschen in den Urlaub

Verhalten bei Urlaubsreisen 2024 (Blau) im Vergleich zu 1996 (Grün)

Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland – Urlaubsreisen 2024 ab 5 Tagen (Quelle: Statista/RA)

42 Prozent der Deutschen fuhren 2024 mit dem Auto in Urlaub, 1996 waren es noch 59 Prozent (siehe Grafik). In den zurückliegenden beiden Jahren hatte bei den beliebtesten Reiseverkehrsmitteln das Flugzeug sogar die Nase knapp vorn. Der Rückgang hat allerdings nicht dazu geführt, dass es auf den Autobahnen merklich leerer geworden ist. Denn auch der Verkehr hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert.

„Interessant ist insbesondere die parallele Entwicklung der Länge des Autobahnnetzes und des Pkw-Bestandes“, sagt Verkehrsforscher Michael Schreckenberg von der Uni Duisburg-Essen. „In der Zeit von 1950 bis 1990 hat sich die Netzlänge vervierfacht, während sich im selben Zeitraum die Anzahl der Pkw um fast das Sechzigfache erhöhte.“ In den 1970er Jahren sei sehr viel gebaut worden, um dem deutlich wachsenden Stauaufkommen zu begegnen. „Man konnte damit das Verhältnis von etwas mehr als 3.000 Pkw auf einen Kilometer Bundesautobahn gerade noch halten.“ Heute liegt das Verhältnis bei fast 3.750 Autos pro Kilometer. Immerhin: Durch den Ausbau einiger Autobahnen haben sich die Kapazitäten zumindest lokal erhöht.

13210 Kilometer

lang ist das Autobahnnetz in Deutschland,
eines der längsten der Welt.

BAUSTELLE AUTOBAHN
Jedoch: Was ist untrennbar mit Fahrspurerweiterungen verbunden? Natürlich eine (Dauer-)Baustelle, laut Verkehrsforscher Schreckenberg neben dem gestiegenen Verkehrsaufkommen und mehr Lkw-Verkehr ein wichtiger Grund für die Zunahme von Länge und Anzahl der Staus in den vergangenen Jahrzehnten. „Rund jeder zehnte Kilometer ist davon in irgendeiner Form betroffen.“ Neubau steht dabei im Hintergrund; seiner Einschätzung nach betreffen rund 70 Prozent der Maßnahmen im „Bundesverkehrswegeplan 2030“ Sanierungen. „Im Prinzip laufen wir ständig den eigentlichen Bedarfen hinterher, da immer öfter unaufschiebbare Maßnahmen anfallen.“

FREIHEIT = GESCHWINDIGKEITSRAUSCH?
Ausgebremst werden in den stockenden Blechlawinen der Reisewelle nicht nur die Urlauber selbst, sondern auch der Mythos von Freiheit, der beim Stichwort deutsche Autobahn seit jeher mitschwingt, nicht zuletzt, weil sie die einzige Straße ist (sieht man von ein paar Ausnahmen wie Afghanistan, Nordkorea oder Haiti ab), auf der es bisher kein generelles Tempolimit gibt.

Warum viele Autofahrer Geschwindigkeit als Freiheit empfinden, liegt laut Verkehrspsychologe Wolfgang Fastenmeier, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie, in der direkten Verknüpfung von Autofahren mit Mobilität, Autonomie und sozialer Anerkennung begründet. „In der Geschwindigkeit kann die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs am unmittelbarsten erlebt werden inklusive der damit verbundenen tatsächlichen oder vermeintlichen sozialen Wertschätzung“, so Fastenmeier. In Deutschland, wo das Auto kulturell tief verankert ist, spielt dieser Wunsch nach Tempo und Selbstbestimmung eine besonders große Rolle.

Umso frustrierender ist das Gefühl, im Verkehr festzustecken – es führt schlicht die eigene Machtlosigkeit vor Augen. Staus entstehen laut Verkehrsforscher Schreckenberg hauptsächlich durch schiere Überlastung: „Zu viele Fahrzeuge auf derselben Strecke in dieselbe Richtung zur selben Zeit. Da ist dann schnell die Kapazitätsgrenze erreicht.“ Mehr zu „Stau aus dem Nichts“ lesen Sie im Interview „Nachgefragt" mit Professor Schreckenberg.

 NACHGEFRAGT

Verkehrsforscher Prof. Dr. Michael Schreckenberg beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Thema Straßenverkehr. Ihm ist es gelungen, das Auftreten des „Stau aus dem Nichts“ wissenschaftlich zu erklären, er prägte dafür den Begriff „Phantomstau“. 

„Die teilweise enormen Beschleunigungen lassen viel weniger Spielraum für die eigene Reaktion. Das bringt am Ende natürlich mehr Stress.“

Prof. Dr. Michael Schreckenberg Verkehrsforscher

IST DIE AUTOBAHN STRESSIGER GEWORDEN?
Manch ein Autofahrer schwört, dass das Reisen früher gelassener war. Diese Vorstellung entspringt nicht ausschließlich einem idealisierten Rückblick. Professor Fastenmeier führt dieses Gefühl auf die zunehmende Verkehrsdichte zurück. „Je mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind, desto weniger wird das Primärmotiv der Verkehrsteilnahme bedient, nämlich möglichst schnell und reibungslos von A nach B zu kommen“, sagt er und resümiert: „Insofern war es früher tatsächlich entspannter.“ Verkehrsforscher Schreckenberg bringt einen weiteren Aspekt ein: „Die erreichbaren Geschwindigkeiten und vor allem Beschleunigungen der Fahrzeuge sind heute viel größer als früher.“ Also auch die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Spuren. Die Folge: „Die teilweise enormen Beschleunigungen lassen viel weniger Spielraum für die eigene Reaktion. Und das bringt am Ende natürlich mehr Stress.“

AUSFAHRT INS HEUTE
In den 93 Jahren ihres Bestehens hat „die Autobahn“ ihr Gesicht deutlich verändert. „So werden die Straßen der Zukunft aussehen“, sagte der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, als er 1932 die erste deutsche Autobahn, die heutige A555, zwischen Köln und Bonn eröffnete. Der Mythos ist nämlich nicht, wie ein fest verankerter Irrglaube nahelegt, eng mit den Nationalsozialisten verbunden. Er bedient sich allerdings einem unter diesen weit verbreiteten Narrativ. Die „kreuzungsfreie Kraftwagenstraße“ zeichnete sich unter anderem dadurch aus, dass sie dem Kfz-Verkehr vorbehalten war, damit weder Kutschen noch Fußgänger oder Fahrradfahrer erlaubte und ihre Fahrer nicht mit kreuzendem Verkehr aufhielt.

Seitdem ist viel passiert. Nicht nur, dass die Schnellstraße mit getrennten, mit Mittelstreifen und Leitplanken abgegrenzten, breiten Fahrbahnen viel sicherer geworden ist. Autobahnen gelten heute als die sichersten Straßen Deutschlands: Von den 2.788 Menschen, die 2022 im Straßenverkehr ums Leben kamen, starben 11 Prozent auf Autobahnen – obwohl knapp ein Drittel der Gesamtfahrleistung in Deutschland auf Autobahnen entfällt.

AUSFAHRT INS HEUTE
In den 93 Jahren ihres Bestehens hat „die Autobahn“ ihr Gesicht deutlich verändert. „So werden die Straßen der Zukunft aussehen“, sagte der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, als er 1932 die erste deutsche Autobahn, die heutige A555, zwischen Köln und Bonn eröffnete. Der Mythos ist nämlich nicht, wie ein fest verankerter Irrglaube nahelegt, eng mit den Nationalsozialisten verbunden. Er bedient sich allerdings einem unter diesen weit verbreiteten Narrativ. Die „kreuzungsfreie Kraftwagenstraße“ zeichnete sich unter anderem dadurch aus, dass sie dem Kfz-Verkehr vorbehalten war, damit weder Kutschen noch Fußgänger oder Fahrradfahrer erlaubte und ihre Fahrer nicht mit kreuzendem Verkehr aufhielt.

Seitdem ist viel passiert. Nicht nur, dass die Schnellstraße mit getrennten, mit Mittelstreifen und Leitplanken abgegrenzten, breiten Fahrbahnen viel sicherer geworden ist. Autobahnen gelten heute als die sichersten Straßen Deutschlands: Von den 2.788 Menschen, die 2022 im Straßenverkehr ums Leben kamen, starben 11 Prozent auf Autobahnen – obwohl knapp ein Drittel der Gesamtfahrleistung in Deutschland auf Autobahnen entfällt.

Nicht zu empfehlen für die Picknick-Pause: Unterwegs mit dem Käfer hielt diese Familie offenbar einfach  am Fahrbahnrand an.

Heute wird auch nicht mehr auf Klappstühlen am Straßenrand gepicknickt wie noch vor Jahrzehnten. Wer die richtige Raststätte (direkt an der Autobahn), oder den Rasthof (an der Abfahrt) erwischt oder vorher recherchiert, entspannt sich auf der Sonnenterrasse, während die Kinder auf dem Spielplatz toben, und isst regionale Spezialitäten statt Fast Food. Diverse Reiseblogs und Webseiten kartieren das kulinarische und logistische Angebot entlang der Autobahnen. Die Autobahn-App des Bundes listet die Ausstattung und Lage der Rastanlagen entlang einer gewählten Route übersichtlich (siehe Tipp). Rastanlagen wie beispielsweise die unten genannten (Kasten) bieten fast schon Ausflugspotenzial. Und da E-Mobilisten ohnehin häufiger zur (Lade-) Pause gezwungen sind, wird sich die Infrastruktur wohl zunehmend in Richtung Mini-Oase wandeln.


Die App der Autobahn GmbH des Bundes liefert Echtzeitinformationen zur Verkehrslage – inklusive Baustellen, Sperrungen, Rastplätzen, Tankstellen und Lademöglichkeiten. Ergänzt wird das Angebot durch den Zugriff auf mehr als 1.000 Webcams entlang der Strecke, die einen eigenen Blick auf das aktuelle Verkehrsgeschehen ermöglichen. Baustellen-Infos auch auf der Webseite nachlesen unter autobahn.de/betrieb-verkehr/baustellenkarte


Die App der Autobahn GmbH des Bundes liefert Echtzeitinformationen zur Verkehrslage – inklusive Baustellen, Sperrungen, Rastplätzen, Tankstellen und Lademöglichkeiten. Ergänzt wird das Angebot durch den Zugriff auf mehr als 1.000 Webcams entlang der Strecke, die einen eigenen Blick auf das aktuelle Verkehrsgeschehen ermöglichen. Baustellen-Infos auch auf der Webseite nachlesen unter autobahn.de/betrieb-verkehr/baustellenkarte

Vielleicht ist es dann Zeit für einen neuen Guide Michelin? Was heute Maßstab für gastronomische Exzellenz ist („Michelin-Sterne“), sollte Autofahrern Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst in Frankreich den Weg zu Werkstätten, Tankstellen, aber eben auch empfehlenswerten Hotels und Restaurants weisen.

Auch wenn die Autobahn wohl kaum zur Genussmeile avancieren wird und für viele das Mittel zum Zweck bleibt, getreu dem Motto „Das Ziel ist das Ziel“ und nicht der Weg: Der Mythos Autobahn gehört zu unserem kollektiven Gedächtnis. Sie bleibt die Straße, die ganz Deutschland verbindet. Bequem, manchmal schnell, aber fast immer asphaltiert mit Erinnerungen.

Wo Deutschlands Autobahnen überraschend schön sind. Diese sechs Stopps zeigen, dass Raststätten mehr bieten können als Tanken und Toiletten.

Irschenberg Süd (A8, zw. München u. Salzburg) 
Direkt an der A8 mit eigener Kaffeerösterei und Blick auf die Alpen, schlicht-modern eingerichtet. Ideal für eine echte Pause (Foto rechts).

Illertal Ost (A7 bei Ulm) 
Wohl Deutschlands bunteste Raststätte, mit schwäbischen Spezialitäten und Kinder-Spielbereichen. Wer nur zur Toilette will, bekommt trotzdem was fürs Auge.

Break Autohof HH-Nordheide (A7 bei Evendorf)
Riesiger Autohof mit vielem, was Reisende brauchen, u. a. verschiedene Restaurants, Innen- und Außenspielplätze für Kinder sowie 14 HPC-Schnell­ladepunkte mit bis zu 300 kW Ladeleistung.

Leubinger Fürstenhügel (A71 nördl. Erfurt)
Moderne Raststätte mit archäologischem Highlight: Nebenan liegt ein 4.000 Jahre alter Grabhügel. Im Gebäude Infos zur Geschichte. Saisonale Thüringer Spezialitäten.

Fürholzen West (A9 bei Freising)
Raststätte mit Öko-Prädikat: Dank Solaranlagen produziert sie mehr Strom, als sie selbst braucht, innen modern eingerichtet (Foto links). 

Rastplatz Ostseeblick (A1 bei Heiligenhafen)
Der Autobahnparkplatz wurde als „Rastplatz der Zukunft“ deklariert. Es gibt Ladesäulen, WLAN und einen Spielplatz. Keine Gastro, aber Aussicht aufs Meer.

Straßen der Sehnsucht

Diese fünf außergewöhnlichen Straßen inspirieren zum Träumen. Auch ohne konkrete Reisepläne weckt allein der Gedanke an jene Routen Fernweh. 

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