NACHGEFRAGT

Stefan Moeller, Mitgründer der E-Auto-Vermietung „nextmove“, gibt Tipps für den Urlaub mit E-Auto. Er fährt seit zwölf Jahren elektrisch, auch mit der Familie in den Urlaub  in ganz Europa.

Was raten Sie bei der ersten Langstreckenfahrt mit dem E-Auto? 
Nur Mut und das Auto nicht unter 20 Prozent leerfahren. Auf Nummer sicher geht, wer die Route mit Ladestopps über Fahrzeugnavi oder Routenplaner vorab plant. Ich fahre nie Lademöglichkeiten an, die nicht mindestens sechs Schnellladepunkte bieten. Wer über Gebirgszüge fährt, sollte beachten, dass die Höhendifferenz massiv Reichweite kostet – bergab fährt das Auto dann doppelt so weit.

Mit welchen Tipps lässt sich die Reichweite verlängern?
Häufiges starkes Beschleunigen und hohe Geschwindigkeiten haben den stärksten Einfluss auf die Reichweite. Ich selbst fahre im Ausland am Speedlimit und in Deutschland mindestens Richtgeschwindigkeit. Weil mein E-Auto in 18 Minuten auf 80 Prozent lädt, ist mir die Reichweite nicht so wichtig. Sollte es knapp werden, kann man mit gedrosselter, konstanter Geschwindigkeit sehr viel gewinnen. Staus kosten nur Reichweite, wenn der Verkehr bei Hitze oder Kälte viele Stunden stillsteht.

Entlang der Hauptreiserouten ist die Infrastruktur oft schon sehr gut. Wer Richtung Osten fährt, sollte sich die Lage vorab genauer anschauen. Stefan Moeller


Wie hoch ist die Gefahr, an einer Ladesäule zu viel zu bezahlen?
Das ist keine Gefahr, sondern Normalfall! Ohne Tarifbindung zahle ich als „Spontan-Kunde“ oft die doppelten Preise. Brauche ich nur einen Ladestopp, wird es die Urlaubskasse verkraften. Auf längeren Strecken sollte man vertragsbasiert laden – zumindest in Deutschland. Im Ausland sind die vertragslosen Adhoc-Preise oft günstiger. 

Wie würden Sie eine Langstreckenfahrt planen?
Ich selbst plane kostenoptimiert, weil die Auswahl an möglichen Ladestationen inzwischen so groß ist, dass ich mir über ein Monatsabo passend für den Urlaub gute Preise sichern kann. Mich persönlich interessiert eigentlich nur die Distanz zwischen dem letzten Schnelllader und meinem Urlaubsziel sowie die Lademöglichkeiten am Zielort, wenn ich dort das Auto benötige. Am Ferienhaus reicht zum Laden oft eine normale Steckdose. Dieses Jahr bin ich so in Ungarn in einer Woche 1.000 Kilometer gefahren und habe dafür ausschließlich nachts an einer Steckdose geladen. Hotels und Supermärkte bieten auch vor Ort oft Lademöglichkeiten an.

Vollelektrisch in den Urlaub mit der ganzen Familie, Reisegepäck und Fahrradträger  für Stefan Moeller kein Problem.


Wie lädt man unterwegs besonders günstig? 
Wie gesagt, würde ich mir über ein Monatsabo passend für den Urlaub gute Preise sichern. Für Deutschland kann man hier EnBW nennen, für Kia/Hyundai-Fahrzeuge auch Aral, das sind die beiden größten nationalen Schnellladenetze. Bei internationalen Fahrten wären Ionity und Tesla zu nennen. Tesla hat in fast allen Ländern sein Netz für markenfremde Fahrzeuge geöffnet. Im Monatsabo liegen die Preise bei allen Angeboten im Bereich 40 Cent pro kWh. Wenn man längere Strecken innerhalb eines Landes fährt, lohnt es sich, zuvor auch die Konditionen der lokalen Marktführer zu prüfen.

Wie gut ist die Infrastruktur, wenn man mit dem E-Auto im Ausland in den Urlaub fahren will?
Entlang der Hauptreiserouten ist die Infrastruktur oft schon sehr gut. Es gibt heute schon Rasthöfe in Deutschland, aber auch anderen Ländern, wo ich an einem Ort über 50 superschnelle Ladepunkte von drei bis vier verschiedenen Anbietern habe. Richtung Norden, Westen und Süden ist eigentlich alles kein Problem. Wer Richtung Osten oder Südosten fährt, sollte sich die Lage vorab genauer anschauen. Staurisiko an Ladestationen ist möglich, aber eigentlich nur dann, wenn sich auch an fossilen Tankstellen Warteschlangen bilden.