WER WIRD MILLIONÄR?
Keiner, aber wirklich keiner dachte 1989, dass in Chicago gerade Autogeschichte geschrieben wurde. Der auf der Motorshow vorgestellte MX-5 NA war der genaue Gegenentwurf zu allem, was zu dieser Zeit Erfolg versprach. Er war klein, günstig, leicht, mit 115 PS nicht einmal besonders kräftig – und er war verzichtbar. Denn er parkte in einem Segment ein, das gerade dabei war auszusterben. Wer wollte schon noch einen Roadster?
Doch die MX-5-Nachfrage explodierte über Nacht, weil kein anderes Auto für so wenig Geld so viel Spaß machte. Rund 35.000 Mark kostete die Blaupause eines Triumph Spitfire, MG Midget oder Lotus Elan – nur in zuverlässig. Vorne die Klappscheinwerfer, dazwischen das Werf-mich-nach-hinten-Verdeck, dahinter der Heckantrieb. Der Wagen lag wie ein Brett, die fünf Gänge klackten genüsslich. Mittlerweile sind deutlich über eine Million MX-5 in vier Generationen verkauft.
FRISCHLUFT FÜR DIE GANZE WELT
Als im Januar 1980 das letzte Käfer Cabriolet bei Karmann vom Band lief, weinte die Fan-Szene. Doch weder organisierte Protestfahrten nach Wolfsburg noch Aufkleber wie „Golf Cabrio, nein danke“ konnten das Ende der Legende stoppen.
Nach 330.251 Stück war endgültig Schluss. Angefangen hatte alles dort, wo es vor 41 Jahren aufhörte, beim Haus-Karossier Karmann in Osnabrück. 1949 wurde das Karmann-Cabriolet Typ 15 vorgestellt. Der Rest ist Wirtschaftswunder-Geschichte. Wo das Käfer Cabriolet auch hinkam, wurde es geliebt und gekauft. Mit 8.190 Mark kostete es immerhin 1.800 Mark mehr als die Limousine.
„Das 1302 Cabrio ist ein Auto für Leute mit jungem Herzen. Die romantische Version technischer Zuverlässigkeit“, schrieb Hans-Rüdiger Etzold damals im VW-Magazin „Gute Fahrt“, „selten, dass man Cabrio-Fahrer mit muffigem Gesicht antrifft.“ Warum auch? Schließlich kam der Boxer nur als 1600er mit strammen 50 PS. Die waren auch nötig, schließlich wog der nach oben offene Evergreen fast 40 Kilo mehr als sein geschlossener Bruder. Auf schweißtreibendem Skai-Kunstleder ließ sich die Welt da draußen mit Weile genießen.
SCHÖNHEIT IST DOCH BERECHENBAR
11 Stunden brauchte Norman Dewis im März 1961, um den neuen Jaguar E-Type rechtzeitig auf dem Genfer Salon zur Premiere abzugeben. Der Testfahrer war in der Nacht vorher mit dem allerersten gebauten Roadster von Coventry aufgebrochen und die 1.200 Kilometer durchgefahren. Den Wagen, den er am Lac Léman einparkte, werden Generationen später als Jahrhundertwurf feiern, als Stil-Ikone für die Ewigkeit. Mit ewig langer Schnauze, athletischem Körper und großen Speichenrädern mit Zentralverschlüssen. Angeblich soll Malcon Sayer, der Mann hinter den schönsten Kurven der Automobilgeschichte, das Design anhand von komplizierten Zahlenreihen errechnet haben.
Krönung der Schöpfung war für viele der Roadster der Serie 3, der 1971 mit 5,3-Liter-V-Zwölfzyinder vorfuhr. Stolze 34.500 Mark teuer. 276 PS waren nicht der Hammer, aber technisch war der Zwölfender eine Delikatesse. Der Motorblock aus Leichtmetall, in die Kolbenböden eingelassene Heron-Brennräume. Dazu ein betörender Sound. 240 Spitze lief der Jag, damit warst du ein recht einsamer King oft the Road, damals Anfang der 70er. Das Power-Paket lastete schwerer auf der Vorderachse als der Sechszylinder, was der schnellen Katze etwas an Dynamik raubte. Auch war der Typ 3 um die Taille nicht mehr ganz so schlank wie vorher und sein Haifischmaul nun vergittert. Geschenkt, der E-Type blieb bis zu seinem Ende am 12. Februar 1975 eine zeitlos elegante Skulptur. Unvergessen und prägend wie kaum ein anderes Automobil.