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WISSEN GEGEN DIE ANGST
„Ein entscheidender Grund für Zurückhaltung ist häufig die Angst, etwas falsch zu machen“, sagt Dr. Tanja Mansfeld, Sachgebietsleiterin für die Ausbildung im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). „Dabei ist Nichtstun im Ernstfall der größte Fehler.“ Der beste Weg, die Angst vor Fehlern zu überwinden, ist durch mehr Wissen und praktische Übung. Ist der Erste-Hilfe-Kurs erst bis zu zwei Jahre her, fühlen sich die Teilnehmer zu mehr als 90 Prozent in der Lage, im Notfall Hilfe zu leisten. Liegt der Kurs 15 Jahre oder mehr zurück, sind es nur noch 44 Prozent, so eine Umfrage des DRK.
„Nichtstun ist im Ernstfall
der größte Fehler.“
Beispiel Laien-Reanimation: Hier sind die Empfehlungen in den vergangenen Jahren deutlich vereinfacht worden, um die Hemmschwelle zu senken; so kann auch eine ausschließliche Herzdruckmassage ohne Beatmung die Zeit bis zum Eintreffen der Profis überbrücken. Mansfeld, die als Ärztin und Erste-Hilfe-Expertin beim DRK arbeitet, sagt ganz klar: „Jedes Jahr könnten tausende Menschen mehr überleben, wenn schneller Erste Hilfe geleistet werden würde.“
Die meisten Unfälle passieren bekanntlich im Haushalt, Unfälle im Straßenverkehr sind jedoch ebenfalls eine signifikante Größe: Rund 292.000 Verkehrsunfälle mit Toten oder Verletzten registrierte das Statistische Bundesamt 2023, jeden Tag gab es im Schnitt acht Tote und 1.004 Verletzte.
Es sind Situationen wie diese: Auf dem Weg zur Arbeit sitzt auf der Bordsteinkante ein gestürzter Radler und hält sich den Arm. Im Rückspiegel nähert sich auf der Landstraße ein Motorradfahrer und ist im nächsten Moment von der Straße verschwunden. 200 Meter voraus auf der Autobahn touchieren sich zwei Fahrzeuge, eines fährt in die Leitplanke. Binnen Sekunden müssen Verkehrsteilnehmer entscheiden: weiterfahren oder anhalten.
„Es geht nicht um Perfektion, sondern um Schnelligkeit.“
Stefan Markus Leiter Ausbildung beim Malteser Hilfsdienst
Das Aufstellen des Warndreiecks erfolgt dabei noch vor dem Notruf, sodass nicht noch weitere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden. Bei der Ersten Hilfe steht der Selbstschutz an oberster Stelle. „Sich selbst in Gefahr bringen sollte man keinesfalls“, sagt Stefan Markus, Ausbildungsleiter beim Malteser Hilfsdienst. Zum Selbstschutz zählt, die Warnblinkanlage am eigenen Fahrzeug einzuschalten, eine Warnweste zu tragen, mit dem aufgeklappten Warndreieck in der Hand hinter der Leitplanke zu laufen – und im Zweifel dort nach Absetzen des Notrufes auf die Rettungskräfte zu warten, wenn beispielsweise mitten auf der Autobahn-Fahrbahn ein Unfall passiert ist. „Es kann vorkommen, dass Sie Personen aus einem verunglückten Fahrzeug befreien müssen. Dabei darf Ihre eigene Sicherheit nicht gefährdet werden. Unter Umständen kann nur Fachpersonal die betroffene Person retten“, sagt auch DRK-Expertin Mansfeld.
Wann haben Sie zum letzten Mal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht?
Quelle: DRK
JETZT INFORMIEREN – IM KURS ODER PER APP
Erste-Hilfe-Kurse werden oft als Ein-Tages-Veranstaltung bundesweit von verschiedenen Hilfsorganisationen angeboten, zum Beispiel unter drk.de oder malteser.de. „Wenig Theorie, viel Praxis – so laufen Kurse heute ab“, erklärt Malteser-Ausbildungsleiter Markus. „Das macht Spaß, und man kann es zum Beispiel auch mit dem Kegelverein machen“. Auch verschiedene ACV Ortsclubs bieten Erste-Hilfe-Abende an acv.de/vereinsleben. Niederschwelliger sind die Erste-Hilfe-Apps der Hilfsorganisationen. Theoretisch kann man sich mit ihrer Hilfe durch eine Notsituation leiten lassen. „Viel häufiger ist aber die Nutzung zwischendurch, in der Bahn, im Wartezimmer“, sagt Markus. „Man kann die Situationen durchgehen, um sie in Stresssituationen im Kopf zu haben.“
Auch DRK-Expertin Mansfeld plädiert dafür, Erste Hilfe stärker im Alltag zu verankern: „Wir brauchen eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Thema Erste Hilfe. In skandinavischen Ländern lernen beispielsweise bereits Schulkinder, wie die Herzdruckmassage funktioniert.“ Auch in Deutschland gibt es schon ähnliche Pilotprojekte.
„Unfälle passieren meist unerwartet. Wer dann Erste Hilfe leistet, kann entscheidend zur Genesung und Sicherheit der Betroffenen beitragen.
Daher rufen wir dazu auf: Regelmäßiges Training schafft Sicherheit. Wer auf den Notfall vorbereitet ist, kann besonnen und souverän handeln.“
Rolf Möller
ACV Präsident
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