Der Airbag zählt zu den wichtigsten Sicherheitssystemen zur Reduzierung von Unfallfolgen und ist aus modernen Fahrzeugen nicht mehr wegzudenken. Doch wie funktioniert der pralle Lebensretter genau, und welche Bereiche des Körpers schützt er? 

Autos gibt es schon rund 140 Jahre, aber die Einführung des lebensrettenden Airbags liegt erst gut 50 Jahre zurück. 1974 bot General Motors ihn erstmals an, 1980 lieferte Mercedes die ersten S-Klasse-Limousinen gegen Aufpreis mit einem Fahrerairbag aus. Wurde damals nur die Person hinterm Lenkrad geschützt, sorgt heute eine ganze Phalanx von Luftsäcken für den Aufprallschutz auf allen Sitzplätzen: Fahrer- und Beifahrer- sowie Mittenairbags, Knie-, Kopf-, Schulter- und Thoraxairbags und sogar die Sicherheitsgurte können sich entfalten. In modernen Autos sind sechs bis sieben Airbags Standard, in Oberklasse-Modellen können es zehn bis zwölf sein.

Kommt es zu einem Unfall, werden die Airbags von einem zentralen Steuergerät ausgelöst, das die Signale von verschiedenen Crashsensoren im Auto verarbeitet. Wichtigster Sensor ist der Beschleunigungssensor, der in der Regel doppelt vorhanden ist, um Fehlauslösungen zu vermeiden. Nur wenn beide eine extreme Verzögerung melden, werden die Airbags aktiviert. Hinzu kommen Drucksensoren in der Karosserie, Sitzbelegungssensoren und immer mehr auch Informationen von Innenraum- und Außenkameras. Das Steuergerät kann so nicht nur entscheiden, ob ein Airbag ausgelöst wird, sondern auch welcher – und in welcher Intensität. Um im Notfall unabhängig von der 12-Volt-Batterie arbeiten zu können, verfügt das Steuergerät über eine eigene Kurzzeit-Stromversorgung.

Für das Füllen des Airbags sorgt ein Gasgenerator. Dieser arbeitet entweder pyrotechnisch oder mit „Kaltgas“, das in einer Kartusche vorgehalten wird. Auch eine Mischung beider Techniken ist möglich.

SCHUTZ VON ALLEN SEITEN
Neben den Frontairbags, die sich vor Fahrer und Beifahrer entfalten, sind vor allem Seiten- und Kopfairbags verbreitet. Die Seitenairbags sitzen meist in den Türen oder sogar in den Sitzen und drücken den Fahrgast ins Wageninnere, also aus dem Gefahrenbereich eines seitlichen Aufpralls. Während der Seitenairbag vor allem den Brustbereich schützt, soll der Kopfairbag, der Name deutet es an, den Kopf vor einem harten Aufprall bewahren. Am weitesten verbreitet ist hierbei der sogenannte Vorhangairbag, der vorne und hinten die Seitenfenster bedeckt. Beide sind seit den 90er Jahren erhältlich und inzwischen in den meisten Autos zu finden.

Über Beschleunigungs-, Dreh- und Drucksensoren erfasst das Airbag-Steuergerät Unfallart sowie Unfallschwere und löst den Airbag situationsgerecht aus.


Doch damit nicht genug: Findige Entwickler haben noch weitere Schwachstellen ausgemacht. Zum Beispiel das Armaturenbrett, das auf der Fahrerseite deutlich weiter in den Innenraum ragt als beim Beifahrer. Um zu verhindern, dass bei einem Frontalcrash das Armaturenbrett die Beine des Fahrers einquetscht, setzen einige Hersteller auf einen sogenannten Knieairbag. 

AIRBAG VON AUßEN
Auch aus den Lehnen der Vordersitze entfalten sich bei manchen Fahrzeugen Luftsäcke zum Schutz der Fondpassagiere. Ebenfalls zu haben, aber noch selten sind Gurtairbags: ein System, welches das mehrlagige Gurtband aufbläst und damit bei einem Aufprall den Druck des Gurts auf den Brustkorb abmildert. Die Entwicklung der Technik geht weiter: ZF etwa hat kürzlich einen Seitenairbag vorgestellt, der nicht im, sondern außerhalb des Autos sitzt und damit als Luftpolster zwischen den beiden Unfallautos dient. Der Zulieferer verspricht dadurch um 40 Prozent geminderte Unfallfolgen; allerdings ist das System noch nicht serienreif. Apropos außerhalb: Schutz gibts nicht nur für die Insassen. Volvo hat schon vor Jahren einen Windschutzscheiben-Airbag eingeführt, der bei einem Unfall mit Fußgängern unter der Motorhaube hervorkommt und sich über Frontscheibe und A-Säulen entfaltet. Das hat sich zwar nicht durchgesetzt, den Aufprall mit einem Menschen federt inzwischen aber in vielen Modellen eine aktive, sich leicht aufstellende Motorhaube ab.

Der Mittenairbag zwischen den Vordersitzen verhindert den Zusammenprall von Fahrer und Beifahrer.